Glutenfreie Ernährung, sinnvoll oder Ernährungshype?

Zunehmend werden Nahrungsmittel glutenfrei deklariert und beworben. Es wird der Eindruck vermittelt, dass glutenhaltige Lebensmittel weniger gesund seien, obwohl die Menschheit mehrere tausend Jahre entsprechende Lebensmittel konsumiert und das Überleben gesichert haben.

Gluten ist ein Eiweißbestandteil heimischer Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hafer.
Dieses Eiweiß kann bei manchen Menschen zu einer immunologischen Entzündung im Darm führen. Dann spricht man von Zöliakie. Diese Krankheit ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt. Die Krankheitshäufigkeit lag bei ca. 1 Erkrankungsfall pro 1000 Menschen. Inzwischen sind diese Zahlen auf 5 zu 1000 erhöht. Tendenz steigend. Unklar ist, ob es sich dabei wirklich um die Erkrankung Zöliakie handelt, oder um den zum Teil von Interessensgruppen getriebenen Gluten-Hype.

Zöliakie setzt eine eindeutige Diagnostik voraus. Dies umfasst eine Glutenbelastung über 3 Monate, eine Untersuchung auf bestimmte Laborparameter und eine Biopsie (Gewebsprobe) aus Abschnitten des Zwölffingerdarmes.

Liegen diese Parameter im auffälligen Bereich, spricht man von Zöliakie.
Die Therapie der Zöliakie ist eine glutenfreie Kost lebenslang. Durch die konsequente Einhaltung der glutenfreien Diät regeneriert sich die Dünndarmschleimhaut relativ schnell. Kommt es zu Diätfehlern, kann es relativ schnell erneut zu Krankheitsbeschwerden wie Oberbauchschmerz, Blähungen und Völlegefühl kommen. Auch ist die Einhaltung der glutenfreien Diät notwendig, da bei Diätfehlern und dem Vorliegen einer Zöliakie ein deutlich höheres Lyphomrisiko (Krebs) im Darmbereich besteht. Um Mangelkrankheiten und Diätfehlern vorzubeugen, sollte bei Patienten mit Zöliakie eine Ernährungsberatung stattfinden.
Menschen ohne Zöliakie, die auf glutenfreie Nahrung achten, sollten ebenfalls auf eine ausgewogene Ernährung achten. Werden glutenhaltige Lebensmittel einfach nur gegen glutenfreie aber stark kohlenhydrathaltige Lebensmittel ausgetauscht, kann der Körper ebenfalls mit Verstopfung und Verdauungsbeschwerden reagieren.

Wird aber Gluten durch Obst, Gemüse, Sauermilchprodukte und hochwertige Eiweißprodukte ersetzt, so führt dies zu einer gesünderen Ernährung.

Eine gesunde Ernährung tut nicht nur dem Darm gut, ob mit Zöliakie oder ohne, diese ausgewogene Kost fördert den Gesundheitszustand. Diese ausgewogene Kost ist für jeden gut.

Fazit: Viele Personen, die meinen, an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden, haben keine entsprechende Diagnostik hinsichtlich einer klar diagnostizierten Zöliakie. Liegt eine Zöliakie vor, ist die Therapie der Wahl der Verzicht auf Gluten. Wird aus anderen Gründen auf glutenfreie Produkte umgestellt, so ist auf eine aus-
gewogene Ernährung zu achten. Eine ausgewogene Ernährung fördert die Gesundheit.

Vorsicht ist geboten, wenn entsprechende Ernährungen als Heilsversprechen beworben werden – meist für oder gegen alles-. In der Regel sind Diäten deutlich teurer und nicht immer notwendig.

Dr. med. W. Bunk
1/2018


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